Das Museum Ludwig erwirbt das Archiv der Fotograf*innenkorrespondenz des Sammlerpaares Gruber zum 85. Geburtstag von Renate Gruber

gruber museum ludwig„Wir freuen uns gaz außerordentlich, dass das Archiv Gruber der Korrespondenz zur Fotografie ins Museum Ludwig kommt – und das pünktlich zum 85. Geburtstag von Renate Gruber am 18. Juli! Diese bedeutende Sammlung von Dokumenten, vor allem Briefen vieler der wichtigsten Fotograf*innen des 20. Jahrhunderts macht hundert Jahre Fotogeschichte greifbar“, so Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig.

Wie eine Sammlung entsteht, das verraten nicht allein die in ihr enthaltenen Objekte, sondern die vielen Briefe, Gespräche, Reisen, Kontakte und Freundschaften, die mit der Sammeltätigkeit verbunden sind. Auch im Fall der Sammlung Gruber ist dieser Kontext entscheidend, um zu verstehen, woher die Fotografien kamen, wo eine bewusste Gewichtung vorlag und wo vielleicht auch blinde Flecken zu entdecken sind. Mit dem Ankauf von fotografischen Werken der Sammlung von L. Fritz (1908-2005) und Renate Gruber (*1936) konnte das Museum Ludwig bereits 1977 eine Fotosammlung von internationalem Rang vorweisen. L. Fritz Gruber war es möglich, diese Sammlung zusammenzutragen dank seiner Tätigkeit als Kurator der weit beachteten photokina-Bilderschauen ab 1950. Er hatte durch seinen Einsatz für Fotograf*innen aus Europa, Japan und den USA Freundschaftsbande geknüpft, die nicht selten von Bild-Geschenken begleitet wurden.

Dreh- und Angelpunkt des Geschehens war dabei das Haus Gruber, und die Art und Weise, wie er und seine Frau es mit großer Gastfreundschaft führten. Wer je hier Gast sein durfte, erinnert sich. Wer es nicht war oder mehr wissen will, kann nun das Archiv der Grubers zu Rate ziehen, das das Museum Ludwig von Renate und Bettina Gruber erwerben konnte. Darin enthalten sind unzählige Dokumente, vor allem Briefe - Briefe von und an Cecil Beaton, Lucia Moholy, Ansel Adams, Henri Cartier-Bresson oder zum Nachlass von Chargesheimer, um nur einige zu nennen. Einen ersten Eindruck gab 2012 bereits die Erwerbung und Präsentation des Man Ray-Archivs. Es folgte die Schenkung mehrerer hundert privater Aufnahmen von L. Fritz und Renate Gruber, wie sie von befreundeten Fotograf*innen über die Jahre aufgenommen worden waren. Dies alles wird nun mit dem Ankauf der Fotograf*innenkorrespondenz und anderer Archivalien komplettiert und der „Kosmos“ Gruber in seiner Umfänglichkeit greifbar, und zwar von den 1920er Jahren bis heute. Es sind dies Dokumente einer Zeit, einer Szene, von Künstler*innenpersönlichkeiten wie auch des Sammlerpaares.

Frühe Tagebücher von L Fritz Gruber aus der Zeit vor seiner Emigration vor den Nationalsozialisten belegen bereits sein jugendliches Interesse an der Fotografie und skizzieren zugleich das Leben im Köln der 1920er Jahre, mit Grammophon, Filmstars und Treffen im Stadtwald. So schreibt er am 20. Juli 1925, als Siebzehnjähriger: „Wir waren mein (sic) Photograph Sander (...). Mittags zuerst zur Stadt phot(ographische) Platten kaufen (...). Leo ist da. Ich photographiere ihn mit lange theoretisch durchdachtem neuem Lichteffekt profilwärts. 6 Uhr Stadtwald. Es beginnt mordsmäßig zu regnen.“ Auch erwähnt er seinen Lehrer Paul Bourfeind in den Tagebüchern immer wieder, dessen Porträt, aufgenommen von August Sander, das erste der Sammlung Gruber gewesen ist. Und die Korrespondenz reißt bis heute nicht ab. So werden in diesem Archiv hundert Jahre Fotogeschichte greifbar. Besonders für die Aufarbeitung der bundesdeutschen Nachkriegszeit, dem Weg der Fotografie hin zu ihrer Anerkennung als Kunst, wie sie in den 1970er Jahren zu beobachten war, liefern diese Dokumente wichtige Hinweise. Ziel ist es, dieses wertvolle Archiv Wissenschaftler*innen und Interessierten zugänglich zu machen. Daher beginnt bereits im August eine Fotohistorikerin mit der Aufarbeitung des Archivs.

Das Museum Ludwig hat mit Constantin Lieb (Produktion: www.art-beats.de) anlässlich des Erwerbs des Archivs der Fotograf*innenkorrespondenz einen kurzen Film produziert, der ab dem 16. Juli auf der Website des Museums abrufbar ist.

Quelle: www.museum-ludwig.de
Foto: Filmstills aus: "Besuch bei Renate Gruber“ © Till Vielrose, art-beats.de, 2021

 

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