Ausnahmezustand Silvester: Die letzte Nacht des Jahres in der TASSO-Notrufzentrale

Tasso logo„Wir haben Ihre Fundmeldung aufgenommen und werden unsere Suchhelfer informieren. Ich drücke die Daumen, dass Lovis bald wieder nach Hause gebracht werden kann.“ Diese Vermisstenmeldung einer kleinen Mischlingshündin ist um kurz nach zwei Uhr am Neujahrsmorgen der letzte Fall der Nacht für TASSO-Mitarbeiterin Karin Wloka, die zusammen mit vier anderen Kollegen in der aufregendsten Nacht des Jahres Dienst in der TASSO-Notrufzentrale hat. Für Karin Wloka und ihre Hündin Luna geht es nun nach Hause. Gerade sind zwei weitere Kollegen für die nächste Schicht eingetroffen. Es sind mehr Mitarbeiter als in den anderen Nächten im Einsatz, aber das ist auch dringend notwendig.

Während draußen Raketen und Böller durch die Luft sausen und sich die Menschen über das Jahr 2017 freuen, klingeln in der Silvesternacht nahezu ohne Unterlass die Telefone bei TASSO in Sulzbach. Aber auch hier ist es in dieser Nacht feierlich. Luftschlangen, Ballons, Kartoffelchips und anderes Naschwerk sowie ein alkoholfreier Sekt um Mitternacht – die Kollegen haben einiges aufgefahren, um sich und ihren vierbeinigen Begleitern diese Schicht zu versüßen.
Den Bürohunden Luna und Guismo gefällt Silvester eigentlich gar nicht. Die plötzlichen lauten Geräusche und ungewohnten Gerüche haben sie früher in Panik versetzt. Heute liegen sie entspannt auf ihren Decken unter und neben den Schreibtischen ihrer Halterinnen Karin Wloka und Jessica Liedtke. Hier im Taunus-Bürozentrum in Sulzbach ist es vergleichsweise ruhig. Nur vereinzelt ertönt ein lauter Knall, hin und wieder hebt Doggen-Mix Dame Luna den Kopf, aber von dem sonst üblichen Silvesterstress ist ihr nichts anzumerken. Auch Schäferhund-Mix Guismo ist tiefenentspannt und schläft fest auf seinem Platz. Diese Ruhe wäre zu Hause nicht möglich. Das ist einer der Gründe, warum Karin Wloka und Jessica Liedtke den letzten Dienst des Jahres so gerne übernehmen. Aber auch, weil sie wissen, wie wichtig es ist, in dieser Nacht für Mensch und Tier da zu sein.

Moritz verzweifelt gesucht

Als um Mitternacht überall die Sektgläser klirren, klingelt in der TASSO-Notrufzentrale das Telefon. „Mein Hund Moritz ist verschwunden. Wir waren vor dem Haus und als wir wieder reingingen, war er weg. Er muss hinten raus sein. Wir suchen schon überall, meine Tochter ist ganz aufgelöst“, stößt der Anrufer aufgebracht und atemlos hervor. Ruhig lenkt Karin Wloka das Gespräch, fragt die wichtigen Fakten ab, um das Tier in der Datenbank zu finden. Sie beruhigt den Anrufer, gibt ihm Tipps und legt ihm nahe, die Polizei zu informieren. Zeitgleich meldet sie den entlaufenen Podenco-Rüden Moritz als vermisst. Nun kann die Suche anlaufen: Auf der Homepage erscheint eine entsprechende Suchmeldung, und die ehrenamtlichen Suchhelfer im Umkreis werden informiert, damit sie die Suchmeldungen verbreiten und die Augen aufhalten können. Wird Moritz nun aufgefunden, kann er nach dem Auslesen des Transponders und einem Anruf bei TASSO schnell wieder nach Hause.
Es sind nicht nur Vermisstenmeldungen, die in dieser Nacht in der TASSO-Notrufzentrale eingehen. Es melden sich auch viele Menschen, die ein Tier gefunden haben und nun auf der Suche nach seinem Halter sind. Rüde Momo zum Beispiel hat in der Silvesternacht eine wahre Odyssee erlebt. Er war durch die Hintertür in den Garten entwischt und von dort aus ausgebüxt und ziellos umhergelaufen. Ein Hundefreund fand ihn etwa zehn Kilometer von Zuhause entfernt, informierte TASSO, und so geht es für Momo noch an diesem frühen Neujahrsmorgen wieder zu seiner Familie.

Doch längst nicht alle Fälle laufen so unkompliziert. Seit einer Stunde versucht Karin Wloka schon, die Halterin der Golden-Retriever-Hündin Jill zu erreichen. Sie wurde von einer Familie gefunden, die sie mit nach Hause nahm und damit in Sicherheit brachte. Leider haben Jills Halter keine Datenfreigabe erteilt. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter bei TASSO den Findern nicht sagen dürfen, wo Jill hingehört. Immer wieder wählt Karin Wloka daher die Festnetznummer der Halter, die einzige Nummer, die in der Datenbank hinterlegt wurde. Doch vergeblich, niemand geht ans Telefon. Zum Glück darf Jill noch länger bei der Finderin bleiben. Zur Not die ganze Nacht. „Leider ist vielen Menschen nicht bewusst, dass die Rückvermittlung unnötig lange dauert, wenn wir die Kontaktdaten nicht rausgeben dürfen“, bedauert Karin Wloka.

Tierzurückbringer und Seelsorger

Gegen halb eins häufen sich die Anrufe in dieser im Vergleich zu den Vorjahren bislang ruhigen Silvesternacht. „Das ist ganz normal. Das sind dann die Tiere, die rund um Mitternacht verschwunden sind. Das passiert leider häufig, weil sie zum Beispiel durch offene Türen entwischen und in Panik davon laufen“, berichtet Karin Wloka. Im Minutentakt treffen nun Vermissten- und Fundmeldungen ein. Die TASSO-Mitarbeiter nehmen die Fälle auf, telefonieren mit Tierkliniken und Polizeidienststellen, kontaktieren Finder und Tierhalter. Bei diesen Telefonaten ist Einfühlungsvermögen gefragt, denn natürlich sind die Menschen sehr aufgebracht und in großer Sorge um ihre Lieblinge. Die TASSO-Mitarbeiter sind jetzt nicht nur die Tierzurückbringer, sondern auch Seelsorger. Sie beruhigen verzweifelte Anrufer, geben Tipps, machen Hoffnung und trösten. Es ist kein Job wie jeder andere hier in der TASSO-Notrufzentrale. Vor allem in der Silvesternacht sind starke Nerven gefragt. Aber Karin Wloka und ihre Kollegen sind aus Überzeugung hier. Damit Tiere wieder nach Hause finden und ihre Halter nicht im Ungewissen bleiben. Denn es gibt nicht immer nur Gutes zu berichten. Auch die Halter von Tieren, die bei einem Unfall ums Leben kamen, müssen über den Verbleib ihrer Lieblinge informiert werden.

Doch zum Glück sind die Erfolgserlebnisse deutlich in der Überzahl. Nach mehreren Versuchen und dem dreizehnten Klingeln erreicht Karin Wloka schließlich auch endlich Jills Frauchen, die sich sofort auf den Weg macht, ihren tierischen Liebling wieder nach Hause zu holen.
Eines zeigt diese Nacht in der TASSO-Notrufzentale deutlich: Egal ob in der Stadt oder auf dem Land – überall leben Tierfreunde, die verstörten Katzen und entlaufenen Hunden helfen, sie mit nach Hause nehmen, sie beruhigen, sie warmhalten. Bis sie wieder zu ihren Familien zurückgebracht werden können.

Hinweis: Aus Datenschutzgründen wurde in diesem Artikel auf Ortsangaben und reale Namen verzichtet.

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