Russland: Staatsführung muss Pflicht zur Aufklärung politischer Morde und Mordversuche nachkommen

amnesty logoHeute beginnt in Berlin der Prozess gegen den mutmaßlichen Schützen beim sogenannten Tiergarten-Mord. Der Angeklagte soll im Auftrag russischer Behörden gehandelt haben. Der Fall reiht sich in eine Serie von Tötungen von Personen ein, die der Staatsführung in Moskau kritisch gegenüberstanden. Zu diesen zählt auch die Journalistin Anna Politkowskaja, deren Ermordung sich am 7. Oktober bereits zum 14. Mal jährt. Amnesty International sieht die russische Führung in einer Bringschuld gegenüber der Weltöffentlichkeit.
BERLIN, 06.10.2020 – Zum Auftakt der Hauptverhandlung wegen des sogenannten Tiergarten-Mordes an diesem Mittwoch erinnert Amnesty International die russische Staatsführung an ihre Pflicht zur Aufklärung politischer Morde. „Wir hoffen, dass in diesem Strafprozess auch der Hintergrund der Tat umfassend aufgeklärt werden kann“, sagt Peter Franck, Russland-Experte bei Amnesty International in Deutschland.

„Der Prozess in Berlin beginnt auf den Tag genau 14 Jahre, nachdem die Journalistin Anna Politkowskaja im Hausflur ihres Wohnhauses in Moskau erschossen wurde. Die Auftraggeber dieses Mordes sind ebenso wenig ermittelt worden wie bei den Morden, denen die Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa und der Politiker Boris Nemzow zum Opfer gefallen sind. Nichts anderes gilt für die Giftanschläge auf den Menschenrechtler und Politiker Wladimir Kara-Mursa. Und auch im jüngsten Fall des Anti-Korruptionsaktivisten und Politikers Alexej Nawalny ist eine Bereitschaft der russischen Ermittlungsbehörden, den Fall aufzuklären, bislang nicht erkennbar geworden“, so Peter Franck.

Soweit sich die russische Führung in allen Fällen darauf berufe, die Beteiligung staatlicher Stellen sei nicht zweifelsfrei nachgewiesen, ändere dies nichts daran, so Franck weiter, dass sie die Verantwortung für ein Klima tragen, in dem sich solche Taten immer wieder ereignen. „Neben unzureichenden Ermittlungen kritisieren wir bereits das Ausbleiben von klaren und eindeutigen Verurteilungen der Verbrechen sowie glaubwürdige und sichtbare Zeichen der Solidarität mit den Opfern. Stattdessen werden diese in der Öffentlichkeit immer wieder zynisch abgewertet. Der bisherige Umgang mit den Verbrechen schürt den Verdacht auf eine staatliche Beteiligung“, erklärt Franck.

„Es bleibt die Hoffnung, dass die russische Führung endlich erkennt, dass dieses sich seit weit mehr als einem Jahrzehnt wiederholende Muster zu einer Bringschuld gegenüber der Weltöffentlichkeit geführt hat: Sie muss sich an die Seite der Opfer stellen und überzeugend darlegen, dass sie ihrer Pflicht zur umfassenden Aufklärung solcher Taten nachkommt und die dafür Verantwortlichen vor Gericht stellt.“

Hintergrund

Am 7. Oktober beginnt vor dem Kammergericht in Berlin die Hauptverhandlung gegen den russischen Staatsangehörigen Vadim K. Ihm wird zur Last gelegt, im August 2019 Selimchan Changoschwili, einen georgischen Staatsbürger tschetschenischer Herkunft, in Berlin erschossen zu haben. Nach Auffassung des Generalbundesanwalts haben die Ermittlungen ergeben, dass es sich dabei um einen Mord im Auftrag des russischen Staates gehandelt hat.

Amnesty International weist darauf hin, dass es in der Russischen Föderation selbst in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von politischen Morden und Mordversuchen gegeben hat, bei denen Umstände auf eine Verstrickung staatlicher Stellen hindeuten. Amnesty International fordert von der russischen Staatsführung, ihrer Pflicht zur umfassenden Aufklärung solcher Taten nachzukommen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Quelle: www.berlinieros.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku

12. Festival Politik im Freien Theater


bPb LogoAktuelle Festivalausgabe setzt sich mit dem Thema „Grenzen“ auseinander // vom 16.-25.10.2025 in Leipzig // Kooperation von bpb mit LOFFT – DAS THEATER, Schaubühne Lindenfels, Schauspiel Leipzig, Theater der Jungen Welt und Westflügel Leipzig

Mit ...


weiterlesen...

Am 20. Mai wird der Tag des Biergartens


Tag des Biergartens 20. MaiKöln, 16. Mai 2024 – Die Biergartenkultur im Rheinland bietet eine Menge idyllischer Biergärten in ländlichen und in städtischen Gebieten. „Biergärten stehen für Lebensfreude und viele wunderbare Begegnungen“, sagt Thomas Deloy, Geschäftsleitung M...


weiterlesen...

Rund 20.000 Raver feiern MAYDAY "united“


MAYDAY 2024 001 A9 1516 web35 Top-DJs auf vier Bühnen präsentierten 12 Stunden lang
Techno, Hardtechno, Hardcore, Hardstyle und Uptempo in
den Dortmunder Westfalenhallen

In der Nacht zum 1. Mai feierten rund 20.000 Fans der elektronischen Musikszene
gemeinsam und friedlich den...


weiterlesen...

Live-Online-Seminare zum Übersetzer


übersetzer schuleOnline-Seminare zur Aus- und Weiterbildung von zu Hause aus, im Live- und Online-Unterricht, charakterisieren die digitalen Lernangebote der Übersetzer- und Dolmetscherschule Köln.  Am Donnerstag, 16. Mai 2024 um 17.30 Uhr lädt die Schule zum Onli...


weiterlesen...

phil.COLOGNE 2024 bietet erstmals


2024philCOLOGNE PKHieronymus Ronneper smallVon Kant über Krisen bis Zuversicht – Ticket-Vorverkauf gestartet
Die zwölfte phil.COLOGNE begegnet vom 11. bis 18. Juni 2024 der eskalativen Weltlage mit einem erneut erweiterten Programm. Erstmals umfasst das Festival vierzig Einzelveranstaltunge...


weiterlesen...

20.06.2024 Suchtpotenzial mit "Bällebad


suchtpotenzial1

10 Jahre Suchtpotenzial, das sind 10 Jahre "Titten, Tasten, Temperamente"!

Auf Tour mit der Deutschen Bahn, digitale Shitstorms und dazu noch Spliss, diese beiden Frauen haben wirklich einiges durchgemacht. 

Dennoch rocken die Musik-Comedy-Queens...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop