Russland: Behörden müssen Pflicht zur Aufklärung politischer Morde nachkommen

amnesty logo15 Jahre nach der Ermordung der russischen Journalistin und Menschenrechtsverteidigerin Anna Politkowskaja erinnert Amnesty International die russische Führung an ihre Verantwortung für den Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen und Journalist_innen. An Politkowskajas Todestag am 7. Oktober halten Amnesty International und Reporter ohne Grenzen eine gemeinsame Mahnwache in Berlin ab.

BERLIN, 06.10.2021 – Zum 15. Todestag der Journalistin Anna Politkowskaja fordert Amnesty International die russischen Behörden auf, ihrer Pflicht zur Aufklärung politischer Morde nachzukommen und damit mehrere Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) umzusetzen.

Peter Franck, Russland-Experte bei Amnesty International in Deutschland, sagt: „Die russischen Strafverfolgungsbehörden haben nach langwierigen und widersprüchlich verlaufenen Ermittlungen zwar die unmittelbar an der Ermordung Anna Politkowskajas beteiligten Täter ermittelt. Unklar ist aber weiter, wer die Tötung in Auftrag gegeben hat. Dass es hier Versäumnisse bei den Ermittlungen gegeben hat, hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bereits 2018 festgestellt. Über wirksame ergänzende Ermittlungen ist bislang nichts bekannt geworden.“

Auch die Ermittlungen wegen des Mordes an der Journalistin und Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa sind folgenlos für die Täter_innen geblieben. Estemirowa, die die Arbeit Politkowskajas fortgesetzt hatte, wurde im Juli 2009 in Tschetschenien entführt und erschossen. Das vom damaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew gegebene Versprechen, das Verbrechen werde „auf das Gründlichste untersucht“, wurde nicht eingehalten. Erst Ende August 2021 stellte der EGMR fest, dass es Parallelen zum Fall von Anna Politkowskaja gebe und auch in diesem Fall nicht ordnungsgemäß ermittelt worden sei.

„Durch die Art und Weise, in der die russischen Behörden die Ermittlungen zu diesen politischen Morden durchführen, verletzen sie nachhaltig ihre Verpflichtung zum Schutz der in ihrem Land tätigen Journalist_innen und Menschenrechtler_innen. Sie senden damit ein verhängnisvolles Zeichen an die Öffentlichkeit und tragen eine Mitverantwortung für solche Taten. Die Bedrohungen, denen die Journalistin Jelena Milaschina derzeit ausgesetzt ist, geben Anlass zu größter Sorge. Die Bundesregierung ist aufgefordert, gegenüber Russland, aber auch innerhalb des Europarats auf den Schutz von Journalist_innen und Menschenrechtsverteidiger_innen hinzuwirken“, so Franck.

Hintergrund

Anna Politkowskaja war eine russische Journalistin und arbeitete für die unabhängige Zeitung Nowaja Gaseta. Sie brachte schwerste Menschenrechtsverletzungen im Nordkaukasus an das Licht der Weltöffentlichkeit. Am 7. Oktober 2006 wurde Politkowskaja in ihrem Wohnhaus in Moskau erschossen.

Die Auftraggeber_innen der Tat sind ebenso wenig ermittelt wie bei den Morden an der Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa und dem Politiker Boris Nemzow. Auch in den Fällen der Giftanschläge auf den Menschenrechtler Wladimir Kara-Mursa sowie auf den Anti-Korruptionsaktivisten Alexej Nawalny ist bisher bei den russischen Ermittlungsbehörden keine Bereitschaft zur Aufklärung erkennbar.

Amnesty International in Deutschland und Reporter ohne Grenzen erinnern gemeinsam an Anna Politkowskaja:

Was: Mahnwache mit Statements von Vertreter_innen beider Organisationen

Wann: Donnerstag, den 7. Oktober 2021, 17 – 18 Uhr

Wo: Vor der Botschaft der Russischen Föderation, Unter den Linden 63-65, 10117 Berlin

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku

phil.COLOGNE 2024 bietet erstmals


2024philCOLOGNE PKHieronymus Ronneper smallVon Kant über Krisen bis Zuversicht – Ticket-Vorverkauf gestartet
Die zwölfte phil.COLOGNE begegnet vom 11. bis 18. Juni 2024 der eskalativen Weltlage mit einem erneut erweiterten Programm. Erstmals umfasst das Festival vierzig Einzelveranstaltunge...


weiterlesen...

Geißbock Hennes IX. zu Gast bei


270426 Eröffnung Wiessgarten Maybach Geißbock Hennes IX    Foto P. Brohl honorarfreiKöln, 29. April 2024 – Im Herzen von Köln eröffnete das Maybach den ersten Wiessgarten. Das Areal im Innenhof des Kultlokals gehört zu den größten Biergärten in Köln und ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. 

Im Mittelpunkt steht das Wiess, das...


weiterlesen...

Wahl-O-Mat zur Europawahl geht online


wahl o matInteraktives Informationsangebot der Bundeszentrale für politische Bildung seit 7. Mai 2024 online // Im Netz unter www.wahl-o-mat.de sowie als

"Schon den Wahl-O-Mat gespielt", unter diesem Motto geht heute das beliebte Online-Angebot der Bundesze...


weiterlesen...

"It's all about the money?!" –


bPb LogoOnline-Veranstaltungsreihe zu Grundlagen und Praxis außerschulischer sozioökonomischer Bildung // Sieben verschiedene Workshops und Diskussionsveranstaltungen ab 28. Mai 2024 // Informationen und Anmeldung unter: www.bpb.de/547414

Die Bundeszentr...


weiterlesen...

Die c/o pop 2024 war mit popkultureller


c chiara BaluchAusverkauftes unplugged Konzert von MAJAN zum Auftakt des c/o pop Festivals +++ Über 1.400 Teilnehmende bei der c/o pop Convention +++ Zahlreiche Überraschungen über die fünf Tage hinweg, u.a. kostenlose Konzerte von Crazy Frog & Leoniden und 24x7...


weiterlesen...

„Studieren probieren“: Schnuppertage an


Schnuppertage Alanus Hochschule c Nola Bunke„Studieren probieren“: Unter diesem Motto lädt die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft vom 21. bis 24. Mai 2024 Studieninteressierte nach Alfter bei Bonn ein. Im Rahmen der Schnuppertage können sie in Seminare, Vorlesungen, Workshops und ...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.