Neue Verkaufszahlen: Glyphosat immer noch Kassenschlager – Sind Nutzungseinschränkungen wirkungslos?

umweltMünchen, 23. Oktober 2023. Offizielle Verkaufszahlen zeigen, dass die Absatzmengen von Glyphosat in Deutschland im Jahr 2022 auf einem fast unverändert hohen Niveau geblieben sind – obwohl die Anwendung des Unkrautvernichters seit September 2021 stark eingeschränkt ist. Dies wirft die Frage auf, ob die gesetzlichen Anwendungseinschränkungen ihr Ziel verfehlt haben, den Einsatz von Glyphosat deutlich zu reduzieren. Das Umweltinstitut München fordert deshalb weiterhin ein Komplettverbot des umstrittenen Wirkstoffs. Anfang November werden die europäischen Mitgliedstaaten zum zweiten Mal zur Abstimmung darüber gebeten, ob Glyphosat europaweit erneut zugelassen oder verboten wird, nachdem die erste Abstimmung ohne Ergebnis blieb.

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 3.915 Tonnen Glyphosat verkauft, was im Vergleich zum Vorjahr mit 4.097 Tonnen nur eine geringfügige Abnahme bedeutet. Der Verkauf von Pestizidwirkstoffen insgesamt ist sogar angestiegen: von 29.027 Tonnen im Jahr 2021 auf 32.138 Tonnen im Jahr 2022. Diese Zahlen hat  das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) kürzlich veröffentlicht. Wie in den vergangenen Jahren auch ist Glyphosat der in Deutschland meistverkaufte Pestizidwirkstoff.

Glyphosat-Minderungsstrategie ist gescheitert

Die letzte Bundesregierung hatte 2018 in ihrem Koalitionsvertrag unter dem Punkt Biodiversitätsschutz angekündigt, "mit einer systematischen Minderungsstrategie den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln deutlich einzuschränken mit dem Ziel, die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden”. 

Die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung (PflSchAnwV) wurde daraufhin überarbeitet. Seit September 2021 gelten Beschränkungen unter anderem für den Einsatz von Glyphosat im Ackerbau und für die Bewirtschaftung von Grünland. Glyphosat darf seitdem nur noch eingesetzt werden, „wenn andere Maßnahmen nicht geeignet oder zumutbar sind“. Medienberichten zufolge war das Ziel, den Glyphosat-Einsatz mittels dieser Einschränkungen um 75 Prozent zu reduzieren. Die Absatzzahlen lassen nun darauf schließen, dass dieses Ziel weit verfehlt wurde.

„Die Zahlen zeigen, dass die Nachfrage nach Glyphosat 2022 fast unverändert hoch war und die Minderungsstrategie gescheitert ist“, sagt Christine Vogt, Referentin für Landwirtschaft am Umweltinstitut. „Solange Glyphosat zugelassen ist, wird es auch eingesetzt werden. Nur ein komplettes Verbot des Unkrautvernichters kann Umwelt und Gesundheit wirklich schützen. Wir fordern daher von der Bundesregierung, bei der nächsten Abstimmungsrunde über die weitere Zulassung von Glyphosat im sogenannten Berufungsausschuss im November mit 'Nein' zu stimmen – statt sich wie bei der letzten Abstimmung zu enthalten.“

Glyphosat: private Anwendung nach wie vor erlaubt

Obwohl die novellierte Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung seit September 2021 auch den Einsatz von Glyphosat in Haus- und Kleingärten verbietet, wurden 2022 noch immer 14 Tonnen Glyphosat an so genannte nichtberufliche Verwender:innen verkauft. Möglich ist dies, weil das Verbot nicht für glyphosathaltige Mittel gilt, die bereits für Haus- und Kleingärten zugelassen waren, bevor die neue Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung in Kraft getreten ist. Sie dürfen noch so lange eingesetzt werden, bis ihre Zulassung ausläuft. 

Weitere Informationen zu Glyphosat finden Sie hier

Quelle: www.umweltinstitut.org

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur

Kabinettausstellung: Vom Wert der


vom wert der wahrnehmungVom Wert der Wahrnehmung
Arbeiten von Kurt Wagner (Schüler von Oskar Holweck), Marga Wagner und Anna C. Wagner
Kabinettausstellung 10.05. - 23.06.2024

Kurt Wagner (1936–2009)
Seit den frühen 1960er-Jahren galt das künstlerische Interesse des Fotogra...


weiterlesen...

Energie aus Weinbau-Biomasse - TH Köln


Bild Thomas MockenhauptBei der Weinherstellung fallen Reststoffe wie Trester – der feste bis breiartige Rückstand nach dem Pressen der Trauben – und Rebholz nach dem Schneiden der Reben an. Diese bleiben bislang weitgehend ungenutzt. Wie die Biomasse verwertet werden kö...


weiterlesen...

Schüleraustausch: Die optimale


gelber Bus SchueleraustauschSchüleraustausch 2025 / 2026 an einer High School: was wichtig ist – 10 Punkte für den besten Weg ins Ausland

Viele junge Leute wollen während der Schulzeit ins Ausland. Der Grund ist klar: Sie bekommen eine einmalige Chance im Leben. Im Auslands...


weiterlesen...

Camp für Klimagerechtigkeit und


camp klima buechelEin Bündnis von Friedens- und Umweltorganisationen veranstaltet vom 3. bis 7. Juli das „Camp für Klimagerechtigkeit und nukleare Abrüstung“ auf dem Schützenplatz Hochkirchen im rheinländischen Nörvenich. Im Rahmen des fünftägigen Camps wird es vie...


weiterlesen...

Erweiterung der Ost-West-Achse:


VCDKöln, den 24. Juni 2024 Bei der Beschlussvorlage und der Berichterstattung über die Kapazitätserweiterung der Ost- West-Achse wird der Eindruck erweckt, dass eine entsprechende Förderung durch Bund und Land bereits gesichert sei. Tatsächlich ist j...


weiterlesen...

Auslandsjahr, Schüleraustausch und Gap


weltFernweh: AUF IN DIE WELT-Messe am 15.06.2024 in Köln – Kostenfreie Insider-Informationen zu Schüleraustausch und Gap Year für das Auslandsjahr 2025 und 2026

Schüleraustausch USA und weltweit, High School in den USA, Internat in Kanada, Freiwillige...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.