Passgenaue Beatmungsmasken mit Hilfe von künstlicher Intelligenz

Thilo Schmülgen TH KölnTH Köln entwickelt Assistenz- und Feedbacksystem für die Produktion

Auf Beatmungsintensiv- und Weaningstationen, bei neuromuskulären Erkrankungen oder bei Schlafapnoe werden individuell angepasste Beatmungsmasken genutzt, um Patient*innen beim Atmen zu unterstützen. Bislang werden diese weitestgehend manuell produziert, was allerdings zeit- und kostenintensiv ist. Zudem kann die Qualität der Masken stark schwanken. Die TH Köln arbeitet daher im interdisziplinären Projekt „KI-Assistenz“ an einem Assistenzsystem, das auf künstlicher Intelligenz basiert. Dieses soll als Wissensmanagementsystem für neue Mitarbeitende fungieren und digitale Vorschläge für die Herstellung liefern. 

„Die Fertigung von individuellen Beatmungsmasken ist bisher wenig automatisiert: Zunächst wird eine Gipsform manuell ausgegossen, geschmirgelt, geglättet, gefräst und gewachst. Anschließend wird sie mit Silikon und Kunststoffteilen befüllt und nach dem Aushärten nachbearbeitet. Der einzige automatisierte Arbeitsschritt ist die Erfassung des Gesichts mit einem 3D-Scanner. Dadurch entfällt das für die Patient*innen häufig unangenehme und zeitaufwändige Auftragen eines speziellen Abformsilikons auf das Gesicht, wie es bis vor einigen Jahren noch üblich war“, sagt Prof. Dr. Mohieddine Jelali vom Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik der TH Köln.

Ein solches 3D-Scan-Verfahren hat das Team des Instituts mit dem jetzigen Projektpartner, der AirTec Beatmungshilfen GmbH & Co.KG, im Projekt „RapidMask“ bereits 2016 entwickelt. „Dieses Verfahren ist beim Partner mittlerweile Standard. Daran anknüpfend wollen wir den Fertigungsprozess jetzt weiter optimieren und somit effizienter gestalten“, erläutert Jelali. Dies sei vor allem mit Hilfe der additiven Fertigung, also des 3D-Drucks, möglich, wie sich in einem weiteren gemeinsamen Projekt gezeigt habe. „Damit sich diese Technologie ebenfalls in der Praxis etabliert, braucht es nun aber noch eine automatisierte Datenauswertung als Schnittstelle zwischen 3D-Scan und 3D-Druck. Die Basis dafür soll unser KI-Assistenzsystem liefern“, so Jelali.

Wissensdatenbank und digitale Vorschläge für die Fertigung

In einem ersten Schritt sollen Wissen und Erfahrung der Mitarbeitenden des Projektpartners in Umfragen erfasst, quantifiziert und digitalisiert werden. Zusätzlich soll der Projektpartner bereits gefertigte Scan-Daten von Patient*innen-Gesichtern mit deren Einverständnis sammeln und diese anonymisiert in einer projektinternen Datenbank speichern. In diese sollen auch Scans aller neu gefertigten Masken einfließen. Dazu wird beim Projektpartner eine Scan-Station entwickelt und eingerichtet. „Durch den Zugriff auf die Datenbank soll die auf künstlicher Intelligenz basierende Assistenzsoftware Gesichtsscans klassifizieren und erkennen können, wie eine gute Beatmungsmaske in Abhängigkeit der gegebenen Gesichtsform auszusehen hat. Anschließend soll sie ein digitales Modell der zu fertigenden Gipsform erstellen“, erklärt Jelali.

Das Assistenzsystem soll zunächst neue und unerfahrene Mitarbeitende bei der Herstellung von Gipsformen für Beatmungsmasken unterstützen. Dazu gibt es Hinweise auf Besonderheiten der jeweiligen Gesichtsform und schlägt entsprechende Maßnahmen bei der Bearbeitung vor, die angenommen oder abgelehnt werden können. Man spricht hier von einer so genannten Explainable AI – einer künstlichen Intelligenz, die ihre Ergebnisse nachvollziehbar macht. Mittels eines Feedbacksystems soll die Software von den jeweiligen Anwender*innen lernen, um präzisere Vorschläge zu unterbreiten. „Auf diese Weise soll am Ende des Projekts ein Produktprototyp entstehen, der Mitarbeitende unmittelbar unterstützen kann und langfristig eine Basis für den Einsatz von 3D-Druck-Methoden in der Herstellung von individuellen Beatmungsmasken liefert“, sagt Jelali.

Über das Projekt

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Assistenz- und Feedbacksystem auf Basis von Big Data und künstlicher Intelligenz zur Vorbereitung des Fertigungsprozesses von individuellen Beatmungsmasken auf Fertigung 4.0“ (KI-Assistenz) wird an der TH Köln von Prof. Dr. Mohieddine Jelali vom Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik geleitet. Innerhalb der Hochschule sind zudem Prof. Dr. Beate Rhein vom Institute of Computer and Communication Technology sowie Prof. Dr. Elena Algorri vom Institut für Automation & Industrial IT beteiligt. Projektpartner ist die AirTec Beatmungshilfen GmbH & Co.KG aus Mülheim an der Ruhr. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) über einen Zeitraum von zwei Jahren und drei Monaten mit 182.506 Euro gefördert.

Quelle: www.th-koeln.deth-koeln.de
Foto: Links der modellierte Gipsabdruck des lange herkömmlichen Produktionsverfahrens, rechts ein softwaregeneriertes Modell aus dem Vorgängerprojekt "RapidMask". (© Thilo Schmülgen/TH Köln) 

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Gesundheit und Bildung

Schüleraustausch: Die optimale


gelber Bus SchueleraustauschSchüleraustausch 2025 / 2026 an einer High School: was wichtig ist – 10 Punkte für den besten Weg ins Ausland

Viele junge Leute wollen während der Schulzeit ins Ausland. Der Grund ist klar: Sie bekommen eine einmalige Chance im Leben. Im Auslands...


weiterlesen...

Malteser-Rettungswagen Hingucker beim


Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler und Geschäftsführer Oliver Röhrs Zweiter und Dritter von links mit Mitarbeitenden des Malteser HilfsdienstsBezirksgeschäftsstelle Rheinland West mit mehreren Diensten am Pulheimer Kultur- und Medienzentrum 

Pulheim, 1. Juli 2024 Durchgehend gut besucht war der Infobereich der Bezirksgeschäftsstelle Rheinland West des Malteser Hilfsdienst e.V. Vor alle...


weiterlesen...

Ausstellung In Focus Galerie - Nick


Petero by Cliff Fiji 2023Die in focus Galerie, Burkhard Arnold in Köln, freut sich Nick Brandt mit seiner Serie „The Day May Break“ zu präsentieren. The Day May Break ist eine fortlaufende globale Serie, die Menschen und Tiere porträtiert, die von Umweltzerstörung und Kli...


weiterlesen...

Weltkriegsbombe in Köln-Longerich


Bombe Longerich stadt KoelnFünf-Zentner-Bombe muss noch heute entschärft werden

Bei Sondierungsarbeiten wurde am heutigen Donnerstag, 27. Juni 2024, im Bereich Robert-Perthel-Straße 74 in Köln-Longerich ein Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Es handelt si...


weiterlesen...

Bürgervereinigung Rodenkirchen feierte


quiz über rodenkirchenIn der malerischen Kulisse des Naturgartens Vita Verde kamen Mitglieder und geladene Gäste am 21.6.24 zusammen, um sechs Jahrzehnte aktiver Bürgervertretung in Rodenkirchen bei bester Stimmung zu feiern. Das Geburtstagsfest war ein schöner Abend, ...


weiterlesen...

Host City Köln überträgt letzten


stadt Koeln LogoSpiele werden an unterschiedlichen Orten des EURO 2024 Festivals gezeigt

Die Gruppenphase der UEFA EURO 2024 in Deutschland geht in den letzten Spieltag. Viele Begegnungen finden zeitgleich statt. Anbei finden Sie eine Übersicht, welche Spiele wo ...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.