Ausstellung MARTINA KARBE „KARTENHAUS“ Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888

karbeDer Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888 eröffnete am 29.04.2016 in seinen Kölner Räumlichkeiten eine Ausstellung, die es in sich hat.

Unter dem Titel „Kartenhaus“ zeigt die Kölner Künstlerin Martina Karbe (1956-2016) eine Welt von Protagonisten, die es mühelos vermögen, vom Helden zum Peiniger, vom Mönch zum Zeitreisenden zu mutieren. Starke Kontraste und eine eher strahlende Farbpalette laden ein, mit diesen Bildern von der Jetztzeit bis zur Antike zu reisen und die Macht der Verwandlung und die Kraft fließender Übergänge in vielen Facetten zu erleben.

Martina Karbe baut eine Welt von Themen und Impulsen, in denen der Mensch in seinem Körper wohnt, Kartenhäuser baut, mit viel Geschick sich selber Denkmäler setzt und generell seine kreative Kraft dokumentiert, indem er neue Körperbauteile züchtet, Roboter entwickelt, die besser sind als er selber und zwischen Genialität und Wahnsinn hin und her vagabundiert.

Das Haus und das Kartenhaus werden zum Synonym für Sicherheit und Fragilität gleichermaßen, wer weiss schon, was in der nächsten Sekunde passiert.

Religion, Götterverehrung, künstliche Natur, Forschungswahn, Ewige Jugend und die sieben Todsünden sind zentrale Themen, die in immer neuen Farben und Kontexten Verwendung finden. Die Inspiration kann eine Zeitungsmeldung sein, eine Inhaftierung von Kulturschaffenden oder ein flüchtiges Alltagserlebnis. In der Sprache eines Hieronymus Bosch werden die Guten und die Bösen Repräsentanten der Spezies Mensch mal zu absurden Figuren und mal zu bösartigen Beschwörern, die eine eigenartige Welt bauen mit Palästen und goldenen Kälbern, stets bemüht durch Aktionismus der eigenen Endlichkeit zu entfliehen. Ob durch Kunsthandwerk, kulturelle Leistungen seit der Antike oder die Plagen, die der Menschheit geschickt wurden, stets ist das Personal der Bilder von Martina Karbe von Unbelehrbarkeit geprägt, oder es scheint mit den Göttern um Zeitkontingente zu pokern. Ein Mönch sitzt auf einem Floß aus Wachs, und während dieses schmilzt, verharrt er in Untätigkeit. Also auch religiöse Führer verhalten sich seltsam – nur wir können uns durch mehr Achtsamkeit selber vor der Apokalypse noch retten.

Man hat das Gefühl, Martina Karbe schließt sich der These von Paul Klee an, der Kunst als etwas sah, das nicht das Sichtbare wiedergibt, sondern sichtbar macht.

Einige Figuren und Formen sind zu festen Elementen in den Aquarellen und Leinwandbildern der international präsentierten Künstlerin geworden, doch es bedarf oft einer kurzen zusätzlichen Information, um die Malerei von Martina Karbe verstehen zu können.
Gerne sind die Geschichten in Kontexten wie Zerbrechlichkeit, Zeit und Vermessenheit eingebunden. Erzählt wird in extremer Bildharmonie und starken Farbkontrasten von einer fließenden Welt, Lüge Wahrheit, Geschichte und Realität gehen hier eine Ehe ein, die zur Desorientierung führt. Warnung in gemalter Form, in geheimnisvollen Zeichen und komplexen philosophischen Zusammenhängen wird beschrieben, was unser alltäglicher Kampf ums Glück und um Ruhm sein aber auch wie dieser scheitern kann.

Kurzsichtigkeit, Genialität und Gier scheinen in Bildsequenzen von Martina Karbe einen Machtkampf auszutragen. Hier wurde das Große im Kleinen entdeckt und umgekehrt, sie, die Künstlerin in der Rolle der Kassandra, zeichnet ein Bild der Menschheit, das realistisch aber nie zynisch ist, die fröhlichen Farbakkorde täuschen aber eine Stimmung vor, die von den Inhalten der Werke ad absurdum geführt wird. Alltagssymbolik wie Vasen, Glocken, Häuser und Monstranzen erzählen von künstlichen und natürlichen Welten, vom Bauen und Forschen der Menschheit von der Antike bis heute. Die Büchse der Pandora kommt ebenso zu ihrem Recht wie die gefährliche Manipulation des Menschen, der sich selber zur gottähnlichen Instanz erklärt. Ein Titel wie „Rosenbeet-transplatiert“ oder wie „Gründe für das Verlassen der Sockel“ verweisen sowohl auf die Ernsthaftigkeit als auch auf die thematische Vielfalt dieser Künstlerin.

Als Menetekel der vergangenen Kultur setzt Martina Karbe Delfter Kacheln in Szene, die erfundene pittoreske Zeichnungen zum Thema Zeit und Vergänglichkeit enthalten. Die Glocke in dem Bild dominiert das Bildformat und schlägt dem Menschen nicht zur Freude, sondern gemahnt an die ansonsten schnell und leise verstreichende Zeit, wieder ist der Titel der Desorientierung gewidmet: „Ding dong-time goes on“.

Diese Arbeit belegt die Kunst, mit medialer Leichtigkeit den Wahnsinn des Lebens in Metaphern zu beschreiben und zugleich uns Bilder erleben zu lassen, die zu Kommunikationspartnern werden.
Eine Ausstellung, die die Plattform sein wird für den Genuß an einer sehr besonderen Bildharmonie und die frech und klar Statements und Fallstricke aus und über die unbeschreibliche Geschichte der Spezies Mensch auflistet. - Ute Kaldune

Die Ausstellung „Martina Karbe – Kartenhaus“ beim Kölner Haus- und Grundbesitzerverein ist noch bis zum 16. September 2016 zu besichtigen.

Weitere Informationen zur Ausstellung und den Werken finden Sie unter:

http://www.koelner-hug.de/martina-karbe/
https://martinakarbe.wordpress.com/

MARTINA KARBE verstarb am 09. Mai 2016 nach langer Krankheit!

Quelle Text: http://www.koelner-hug.de
Foto:"Gründe für das Verlassen der Sockel" 2014, Aquarell und Zeichnung auf Papier,77x57 cm

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