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Interview mit Max Stiller - Struktur und Raum

Max_Stiller_Image„Meine Arbeit wird zum Einen bestimmt durch die Faszination am
Vergänglichen, zum Anderen durch die Lust, Räume in mehr oder
weniger abstrakte Formen zu zerlegen“.

Im Vorgriff auf die Erstausstellung „Struktur und Raum „ Traurige Schönheit des Verfalls und der bichrome Kubismus des Kölners in der Galerie-Graf-Adolf vom 03. Mai bis zum 07. Juni 2008 haben wir ein Interview mit Max Stiller geführt.

Lieber Max, Du beschäftigst dich seit vielen Jahren mit der bildenden Kunst. Warum hast du bis zu diesem Zeitpunkt niemals deine Werke der Öffentlichkeit präsentiert?
Wenn ich etwas entstehen lassen, dann nur aus dem Grund, weil ich mit Materialien etwas entstehen lassen will. Es verschafft mir eine gewisse Befriedigung mich in meinen Arbeiten auszudrücken. Daher habe ich immer nur für mich gearbeitet und eine Ausstellung stand nie zur Debatte.

Wir freuen uns, dass du nun doch deine Arbeiten ausstellst. Was bekommen die Besucher zu sehen?
Ich bin durch Freunde und Bekannte mit der Galerie-Graf-Adolf in Kontakt gekommen und praktisch zu einer Werkschau überredet worden. Ich kann mich aber auch nicht von dem Umstand frei sprechen, dass ich mich über eine positive Bestätigung sehr freue und sie mich in meinem Schaffen motiviert.
Meine Arbeit hat zwei Schwerpunkte. Zum einen werden Struktur- und Reliefwerke zu sehen sein und zum anderen kubistische Gemälde. Die Themen meiner Arbeiten sind vielfältig. Das Spektrum reicht vom alltäglichen bis hin zu archäologischen Formen.

Hast du dich schon immer mit diesen beiden Arten der bildendenden Kunst beschäftigt?
Begonnen habe ich mit Struktur- und Reliefwerken. Ich bin fasziniert von Archäologie und alter Geschichte. Von dem Vergänglichen, dem nicht Perfekten, dem Zerstörten geht eine enorme Faszination aus. Ich wollte diese Sachen reproduzieren. Also musste ich einen Weg finden, Dingenalt aussehen zu lassen. Was zur Folge hatte, dass ich unwahrscheinlich viel experimentiert habe. Ich habe mir verschiedenste Materialien besorgt und die Rezepturen und deren Wirkung einfach ausprobiert. Seit etwa drei Jahren setze ich mich mit dem Kubismus auseinander, was für mich mittlerweile eine genauso große Rolle spielt, wie die Reliefwerke. Ich erwische mich dabei, wie ich ständig in Räumen denke, wenn ich etwas interessantes sehe.


Was ist bichromer Kubismus?
Als ich Ende 2005 anfing, mich mit dem Kubismus maltechnisch auseinanderzusetzen, war fast sofort der Begriff bichromer Kubismus geboren. Weiterhin stellte ich fest, daß dieser Begriff kunstgeschichtlich nirgends in den von mir durchsuchten Quellen belegt war. Auch eingehende Recherchen in den Suchmaschinen im Internet blieben erfolglos. Nun hatte ich größtmöglichen Spielraum, eine eigene Definition zu erstellen, die im Grunde allerdings sehr simpel ist. Bei dem bichromen Kubismus handelt es sich nicht um eine neue Richtung im Kubismus, sondern um eine maltechnische Nuance. Vielleicht gibt es in der Historie Beispiele dafür, die aber nicht so benannt wurden. Da für mich die reine Farbe eine sehr große Rolle spielt, um Flächen klar zu definieren, ich aber auch immer mit Farbverläufen arbeite, war für mich klar, jede Teilfläche mit nur zwei Pigmenten zu belegen. Die Anzahl der im Gesamtwerk verwendeten Farben ist dabei unerheblich. Die reinste Form des bichromen Kubismus ist dann allerdings erreicht, wenn man im gesamten Werk tatsächlich nur zwei Pigmente benutzt.

Sind dir die Materialien, mit denen du arbeitest, wichtig?
Ja. Sogar sehr. Das Material mit dem man arbeitet ist etwas absolut Grundlegendes. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang, dass ich nur hochwertige Ware verwende, da die Eigenschaften hier viel besser zur Geltung kommen. Ich habe durch meine Experimente einen sehr tiefen Einblick in die Eigenschaften verschiedenster Untergründe, Farben etc. bekommen. Dadurch habe ich neue Rezepturen entwickeln können, die in meinen Werken eine einzigartige Wirkung erzielen.

Kannst Du uns ein Beispiel einer solchen Wirkung geben?
Ich habe eine Möglichkeit gefunden, Farben nach dem Trocknen stumpf aussehen zu lassen. Denn egal welche Art oder Qualität von Farbe man kauft, sie glänzen nach dem trocknen. Da ich sehr akribisch arbeite, möchte ich, wenn ich reine Pigmente verwende, eben diese stumpfe Wirkung erzielen, was wie gesagt die kommerziell vertriebenen Produkte nicht hergeben.

Bist du sehr perfektionistisch?
Ja, ich bin akribisch und verbissen in meinem künstlerischen Schaffen. Ich arbeite lange an einem Werk, bis ich es für mich als fertig bezeichnen kann. Zum Beispiel haben meine Kubismen die Besonderheit, dass ich sie nicht auf die reine Leinwand male, sondern diese, vor dem Farbauftrag mit einer Spachtelmasse grundiere.

Wieso Grundierung?
Das Bild hat dann eine ganz besondere Wirkung. Die schönsten Werke wurden auf strukturiertem Untergrund gemalt. Ich erinnere an die Höhlenmalereien, die ebenfalls nicht auf einer glatten Oberfläche entstanden. Ich mixe Steinmehle in den Spachtel, den ich dann ganz dünn auftrage. Dabei entsteht ein Untergrund, der dem Putz an Hauswänden ähnelt. Somit kommen die Pigmente viel intensiver zur Geltung und man kann eine höhere Deckung erreichen.


Was möchtest du mit deinen Werken ausdrücken?
In erster Linie ist es mir - wie allen Kunstschaffenden - wichtig, Emotionen beim Betrachten auszulösen. Ob dies die selben sind, die mich beim kreieren eines Werkes bewegt haben, ist nicht wichtig. Die Menschen sollen ihre eigene freie Interpretation zu meinen Bildern finden.

Warum beschäftigst du dich mit der bildenden Kunst?
Es bringt mir Befriedigung mich mit Materialien auszudrücken und etwas Schönes zu schaffen. Das Erstellen meiner Arbeiten ist eigentlich mein Lebensinhalt.

Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich möchte es einmal so formulieren: Wenn ich mit meinem Schaffen mein Überleben sichern könnte, hätte ich mein Lebensziel erreicht.

Wir bedanken uns bei Max Stiller für die Beantwortung unserer Fragen.

Weitere Informationen zu Max Stiller: Struktur & Raum

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